Die Gramann und Schwieger GbR wurde zum 01.01.2018 aufgelöst. Die beiden Gesellschafter Christoph Gramann und Olaf Schwieger sind weiterhin als freiberufliche Restauratoren tätig und in ihren neuen Firmierungen unter den angeführten Kontaktdaten für Sie erreichbar.
Architekturoberflächen im Süd-Westen des Museums
Die Realisierung des dreijährigen Großprojektes im Neuen Museum in Berlin wurde im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft (durchschnittlich ca. 25 Freiberufler) ermöglicht. Die Arge Süd-West GbR bestand hierbei aus sieben hauptverantwortlichen Restauratoren, die unter der Leitung von Olaf Schwieger die Restaurierungsmaßnahmen mehrerer Räume im Neuen Museum koordiniert und ausgeführt haben.
Der Name der Arbeitsgemeinschaft leitet sich aus der Lage der zu bearbeiteten Räume im Süd-Westen des Neuen Museums ab. Es handelte sich hierbei um den Mittelalterlichen Saal, den Modernen Saal, den Sternensaal und um das Bernwardzimmer des von 1843 bis 1855 durch Friedrich August Stüler erbauten Museums.
Die infolge Kriegseinwirkung und anschließender Verwahrlosung partiell nur als Ruine überlieferte Bausubstanz wurde nach umfangreichen Voruntersuchungen und intensiver Diskussion in den Jahren 2006 bis 2009 restauratorisch überarbeitet. Im Vordergrund standen hierbei vor allem konservatorische Belange. Die Bewahrung und Rückführung von historischer Substanz war das übergeordnete Prinzip der aktuellen Restaurierungsarbeiten. Die Wiederherstellung von Substanzverlusten – soweit überhaupt ausgeführt - erfolgte unter der Prämisse der deutlichen Unterscheidbarkeit zum Bestand.
So wurden in dem stark dezimierten Modernen Saal die Rohbauflächen belassen, lediglich gereinigt sowie neu verfugt. Die Putz- und Stucksubstanz wurde aufwendig gesichert und kaum vervollständigt. Lediglich die Pilaster und die dazugehörigen Kapitellzonen wurden rekonstruiert.
Im besser erhaltenen Mittelalterlichen Saal erfolgte demgegenüber die plastische Rekonstruktion von sämtlichen gliedernden Architekturelementen (z.B. Pilaster, Gesimse, Gurtbögen). Aber auch hier blieben die Ergänzungen deutlich ablesbar. Detaillierte Rekonstruktionen von Farbgestaltungen nach historischem Befund unterblieben ausnahmslos.
Neben den klassischen restauratorischen Techniken (Konservieren, Freilegung, Ergänzung, Retusche) ergab sich die Möglichkeit der Erarbeitung innovativer Lösungsansätze. So sollten in den 1980er-Jahren abgenommene Malereifragmente (Belegstücke für die damals geplante Rekonstruktion) wieder in den Bestand rückgeführt werden. Hierfür mussten die Fragmente oberflächlich stabilisiert werden, um den rückseitigen, hölzernen Sekundärträger entfernen zu können. Im Anschluss an die rückseitige Konservierung und werktechnikgerechte Ergänzung des Trägerputzes wurden die Malereien passgenau eingefügt und sorgfältig hinterfüllt. Erst nach der Rückübertragung konnte die Malereioberfläche restauratorisch bearbeitet werden.
Im Sternensaal wurde das infolge Kriegseinwirkung vollständig verlorene Rabbitzgewölbe komplett rekonstruiert. Im Bauschutt entdeckte Malereifragmente wurden auch hier in die zu rekonstruierende Deckenfläche integriert.
Eine weitere größere Herausforderung stellte die Passivierung von zyklisch auskristallisierenden Mauersalzen dar, welche sich infolge der langjährigen Bewitterung gebildet hatten. Auch hierfür wurde eine innovative Methode erarbeitet, wobei die Schadsalze (vor allem Magnesiumsulfat) in schwer lösliche Verbindungen überführt wurden.
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Arge Süd-West GbR, bestehend aus den Restauratoren: Olaf Schwieger, Christoph Gramann, Dr. Jan Raue, Sonia Cárdenas, Jeanette Koletzki, Jutta Hansch-Feldmann, Claus Feldmann
Juni 2006 bis Februar 2009
Der ruinös überlieferte Mittelalterliche Saal wurde schon zu DDR-Zeiten umfangreich statisch gesichert. Im Zuge der aktuellen Wiederherstellung wurden zwei Gewölbejoche vollständig erneuert.
Im Endzustand bleiben die Hinzufügungen deutlich ablesbar. Eine klare Unterscheidung zwischen Bestand und Ergänzung war Kernpunkt des ästhetischen Gesamtkonzeptes.
Das Bild zeigt den Endzustand einer fragmentarisch erhaltenen Königsdarstellung aus einem Gewölbescheitel des Mittelalterlichen Saals. Die umliegenden Rohbauflächen wurden lediglich heller lasiert, die Binnenfehlstellen mit einem pigmentierten Putzmörtel geschlossen.
Die Stuckkapitelle wurden komplett ergänzt, fehlende Kapitelle wurden gar vollständig nachgegossen. Die darunter befindlichen Pilaster wurden mit einem pigmentierten Mörtel ergänzt.
Für die Erstellung der Gurtbögen und Gesimse aus Kalkstuck wurde ein spezieller Stuckzirkel konstruiert, an dem eine klappbare Stuckschablone befestigt wurde.
Im Bild ist die rückübertragene Gewölbemalerei zu erkennen. Die oberflächlich kaschierte Malerei wurde anschließend über die seitlich sichtbaren Schläuche hinterfüllt, eingeputzt sowie freigelegt und restauriert.
Im Sternensaal wurde die nahezu vollständig verlorene Rabbitzdecke komplett rekonstruiert. Auch die Wandflächen wurden auf Niveau ergänzt. Sämtliche Ergänzungsflächen wurden farblich monochrom, leicht heller als der Bestand gestaltet.