Die Gramann und Schwieger GbR wurde zum 01.01.2018 aufgelöst. Die beiden Gesellschafter Christoph Gramann und Olaf Schwieger sind weiterhin als freiberufliche Restauratoren tätig und in ihren neuen Firmierungen unter den angeführten Kontaktdaten für Sie erreichbar.
Freigelegte Wand- und Gewölbemalereien
Als sensationelle Entdeckung wurden die neu aufgedeckten, mittelalterlichen Wand- und Gewölbemalereien im oberen Kreuzgang am Dom zu Brandenburg in der Fachwelt gefeiert. Im Zuge der Freilegung präsentierten sich nach und nach hochwertige Rankenmalereien in den Gewölben – sowie Fragmente figürlicher Malerei an den Wänden.
Der nördliche Kreuzgang wurde nach neueren Erkenntnissen vermutlich gegen Mitte des 15. Jahrhunderts an ein bestehendes nördliches Klausurgebäude angefügt und schon kurz danach vollständig ausgemalt. Noch im Jahre 1827 waren die Malereien teilweise sichtbar und wurden relativ detailliert beschrieben (Beitrag v. Minutoli 1836) - danach wurden sie übertüncht und gerieten in Vergessenheit.
Im Zuge des westlich anschließenden Neubaus der Ritterakademie (1869-71) wurde der Malereibestand erheblich reduziert.
Der Kreuzgang erhielt im Jahre 1932 eine neue Ausmalung mit der Darstellung eines märkischen Wappenzyklus. Weitere übertünchungen sind für die Nachkriegszeit bekannt.
Erst in den 1990er-Jahren wurden verschiedene Untersuchungen initiiert, wobei Umfang und Qualität des überlieferten Malereibestandes nur annäherungsweise bestimmt werden konnte.
Trotz dieser Unsicherheit erfolgte im Jahre 2001 der Auftrag zur Gesamtfreilegung der Malereien, mit der schließlich Gramann, Schwieger und Spies GbR betraut wurde. Die Freilegung wurde mechanisch mit Hilfe von Zahnarztwerkzeugen und Freilegepinsel ausgeführt (partiell unter Zwischenfestigung).
Nach Abschluss der Freilegungsarbeiten im Frühjahr 2005 konnten detailliertere Aussagen zum Malereibestand gemacht werden.
So hatten sich vor allem die Rankenmalereien in den Gewölben vergleichsweise gut erhalten (Putzbestand ca. 85% bis 90%). Infolge von mehrfachen Umbauten (z.B. Durchbruch von Türöffnungen) und anderer Renovierungsarbeiten (z.B. ölhaltige Anstriche, Abwaschen, Schleifen) ist der Malerei- und Putzbestand im Wandbereich erheblich reduziert und geschädigt (Putzbestand ca. 30% bis 40%).
Zum Gestaltungskonzept des ursprünglich zehn Joche umfassenden spätmittelalterlichen Kreuzganges ist folgendes festzuhalten:
Während die Gewölbeflächen aufwendig ornamental gestaltet wurden, zeigt sich in den Wandzonen ein komplexeres Gestaltungschema, wobei fragmentarisch erhaltene, figürliche Malereien an den Oberwänden von größeren Textblöcken in Kopfhöhe und einer ornamental gestalteten Sockelzone begleitet werden.
Anhand der noch sichtbaren Textfragmente einerseits und einer historischen Quelle andererseits lässt sich die Malerei zweifelsfrei in die Mitte des 15. Jh. datieren (Aufzeichnungen von Hartmut Schedel; Text nach Karl-August Wirth. In: Münchener Jahrbuch der bildenden Kunst. 3. Folge. Bd. 25. 1974, S. 47-76). Die Rankenmalereien in den Gewölben unterscheiden sich deutlich vom klassischen, rot-grünen Rankenwerk in entsprechenden regionalen Vergleichsobjekten. Eine Besonderheit besteht hier sowohl in der schon nahezu neuzeitlichen Interpretation der plastischen Darstellung als auch im jochspezifischen Wechsel der Rankenart. So finden sich sowohl klassische Weinranken als auch Eigentümlichkeiten, wie z.B. Eichenlaub oder Sternmotive. Eine hinsichtlich Motiv und Erhaltungszustand gleichermaßen beeindruckende Rosendarstellung befindet sich im 2. Joch.
Domstift Brandenburg
Gramann, Schwieger und Spies GbR (ab 2005: Gramann und Schwieger GbR)
Dezember 2001 bis März 2006
Im Vorfeld der Maßnahme war nicht abzusehen, in welchem Maße und welcher Qualität sich der Malereibestand überliefert haben könnte.
Die Rankenmalereien in den Gewölben des Kreuzganges haben sich nach der Freilegung gut und umfangreich erhalten. Jedes Gewölbe variiert in der spezifischen Ausgestaltung.
Figürliche Szenen konnten lediglich in den Wandzonen nachgewiesen werden. Der Erhaltungszustand ist im Vergleich zum Gewölbe allerdings weniger gut.
Der vollständig freigelegte Kreuzgang wurde lediglich im Bereich der Rippen farblich ergänzt. Die Gewölbeflächen verblieben unverfälscht im Zustand nach der Freilegung. Das Fußbodenniveau wurde nach Befund um ca. 30 cm gesenkt.
Moderne Putzkittungen wurden vorsichtig mit Hilfe von Mikromeisseln ausgedünnt. Oftmals waren diese Kittungen seinerzeit über Niveau ausgeführt worden und mussten nun aufwendig von der Malereioberfläche entfernt werden.
Die Gewölbemalerei hatte sich in verschiedenen Jochen überaus qualitätvoll und umfangreich überliefert. Selbst die Rippen zeigen dort Ihre aufwendige Erstgestaltung. Fehlstellen wurden mit Sumpfkalkmörtel geschlossen und hell getüncht.