Die Gramann und Schwieger GbR wurde zum 01.01.2018 aufgelöst. Die beiden Gesellschafter Christoph Gramann und Olaf Schwieger sind weiterhin als freiberufliche Restauratoren tätig und in ihren neuen Firmierungen unter den angeführten Kontaktdaten für Sie erreichbar.

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Ehemaliges KGB-Gefängnis in Potsdam

Bei der Sanierung des ehemaligen KGB-Gefängnisses in Potsdam nahm die restauratorische Begleitung eine Schlüsselstellung ein. Neben der Untersuchung und Dokumentation des einzigartigen Bestandes stellten die Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zum Erhalt der Authentizität des Ortes im Hinblick auf die zukünftige Nutzung als Gedenk- und Begegnungsstätte die zentralen restauratorischen Aufgaben dar.

Das Gebäude Leistikowstraße 1 wurde in den Jahren 1916-18 durch den Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein (EKH) als Pfarr- und Verwaltungsgebäude errichtet. Die sowjetische Militäradministration beschlagnahmte das Gebäude im Jahr 1945 und baute es zu einem Untersuchungsgefängnis der Spionageabwehr um.
Der Gefängnisnutzung bis in die 1980er Jahre hinein schloss sich die Nutzung als militärisches Materiallager an, bis die russischen Truppen im Jahr 1994 aus Deutschland abzogen und das Gebäude wieder an den Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein fiel.

Nachdem sich in den 1990er Jahren sowie zu Beginn des 21. Jahrhunderts verschiedene Vereine und Organisationen vor Ort um die Aufarbeitung der Vergangenheit des Gebäudes bemüht haben, wurde im Jahr 2006 ein Realisierungswettbewerb für den Bau einer Gedenk- und Begegnungsstätte auf den Gelände des ehemaligen Gefängnisses durchgeführt, den das Münchner Planungsbüro Brune Architekten BDA gewann.
In den Jahren 2007 und 2008 erfolgten die Sanierung des Altbaus sowie die Neuerrichtung eines Besucherzentrums. Die Instandsetzung des im Jahr 2004 unter Denkmalschutz gestellten historischen Gebäudes erfolgte mit der Zielstellung, den weiteren Verfall aufzuhalten und gleichzeitig einen größtmöglichen Teil der überlieferten Substanz zu erhalten. Die Gramann und Schwieger GbR wurde bei der Umsetzung dieser komplizierten Bauaufgabe mit umfangreichen gutachterlichen, konzeptionellen, konservatorischen und restauratorischen Aufgaben betraut:

Mit der Gründung der Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam innerhalb der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten im Jahr 2008 begann eine neue Phase der systematischen wissenschaftlichen Erforschung der Gefängnisgeschichte. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden seit April 2012 in der Dauerausstellung ›Sowjetisches Untersuchungsgefängnis Leistikowstraße‹ vor Ort präsentiert. Die Gramann und Schwieger GbR leistete in diesem Zusammenhang die folgenden Zuarbeiten:

Auftraggeber

Evangelisch-Kirchlicher Hilfsverein, Potsdam (2006-2008)
Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam (2010)

Auftragnehmer

Gramann und Schwieger GbR

Ausführungszeitraum

2006-2010

Projektpartner

Zahlreiche erhaltenen Inschriften und Zeichnungen in den Häftlingszellen

Die in hoher Anzahl erhaltenen Inschriften und Zeichnungen in den Häftlingszellen des ehemaligen Untersuchungsgefängnisses dokumentieren in eindrucksvoller Form die Einzelschicksale der häufig zu Unrecht inhaftierten und verurteilten Männer und Frauen.

Kombinierte Bestands- und Maßnahmenkartierung

Im Vorfeld der Sanierung der Fassaden wurde eine kombinierte Bestands- und Maßnahmenkartierung durchgeführt. Die Authentizität des Ortes sollte durch den weitgehenden Erhalt der im Zuge des Umbaus zum Gefängnis dramatisch veränderten Bausubstanz bewahrt bleiben.

Festigung mit einem Cellulosederivat über Japanpapier

Die Inschriften wurden von den Inhaftierten zumeist mit einem scharfen Gegenstand in die Tünchen geritzt. Die Sicherung einzelner gefährdeter Inschriften erfolgte durch die Festigung mit einem Cellulosederivat über Japanpapier.

Zahlreiche in die Tünchen und den Putz geritzte Zeichnungen

Neben den Inschriften finden sich auch zahlreiche in die Tünchen und den Putz geritzte Zeichnungen. Sowohl die Inschriften als auch die Zeichnungen bekunden die Angst und Verzweiflung, aber auch den Mut und die Hoffnung der Inhaftierten.

Restauratorische Befunduntersuchungen an den Fassaden und Innenräumen

Mit besonderem Augenmerk auf den damaligen Um- und Ausbau der Villa zum Gefängnis erfolgten die restauratorischen Befunduntersuchungen an den Fassaden und in den Innenräumen.

Sicherung der Putzergänzungen um Veränderungen nachvollziehbar zu machen

Bei der Sanierung der Fassaden wurden mit besonderer Sorgfalt die Putzergänzungen gesichert, mit deren Hilfe die baulichen Veränderungen an dem Gebäude nachvollzogen werden können.

Schwammbefall im Mauerkrone und Dachstuhl, Putzabnahme und Rückbau

Aufgrund eines Schwammbefalls wurden die Mauerkrone und der Dachstuhl des Gebäudes erneuert. Zur Schonung der darunter befindlichen Substanz erfolgten die Abnahme des Putzes und der Rückbau des Mauerwerks handmechanisch.

Gut ablesbar, die baulichen Veränderungen der Vergangenheit

An dem sanierten Gebäude lassen sich die baulichen Veränderungen der Vergangenheit gut ablesen. Zur optischen Beruhigung des Gesamteindrucks wurden die Neuputzbereiche mit einer pigmentierten Kalktünche farblich in den Bestand integriert.